Stern TV Sendung 16.11.24
Liebe Community
Meine Kollegin Helena hat mich gebeten, ihre Gedanken zur Stern TV Sendung vom 16.11.2024 auf RTL öffentlich zu machen. Thema dieser Sendung Sexkaufverbot. Dieser Bitte komme ich mit vollem Herzen nach. Helena und ich saßen gemeinsam als betroffene Personen und Talkgäste im Studio dieser Live-Sendung. Sie war nicht nur im Studio anwesend, sondern auch Teil der Reportage, die zuvor in Frankfurt aufgezeichnet wurde. Leider kamen wir als Sexarbeiterinnen in der Diskussion selbst wenig zu Wort, da Frau Dorothe Bär uns überrannte. Wir wurden von Frau Bär übergangen, nicht mit Namen angesprochen und nicht auf Augenhöhe behandelt, was besonders in einem Live-Format verletzend und entwürdigend war. Frau Bär (CSU) die eigentlich den Betroffenen zuhören sollte, ergriff immer das Wort. Diese Politikerin ist heute Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Deshalb ist es mir ein echtes Anliegen, Helenas Perspektive hier sichtbar zu machen. Es sind ihre Worte, ihre Gedanken und ihre Klarstellung. Ich bin lediglich das Sprachrohr für das, was gehört werden muss. Hier die links zu meinen Blogbeitrag und mein offener Brief an Frau Bär wo ich nie eine Antwort drauf erhalten habe. Schämen Sie sich Frau Bär. Ich wünsche mir von Stern TV, nochmal die Gelegenheit unsere Sicht der Dinge darzustellen, dies ist im Moment auch wichtig, weil die Evaluation erschienen ist.
Foto Vedran Krkic
Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesem Beitrag möchte ich auf meinen TV-Auftritt am 16.10.2024 bei RTL im Rahmen der Livestream-Debatte und der Reportage von Stern TV eingehen.
Ich wurde damals unerwartet und ohne vorherige inhaltliche Vorbereitung an einem Mittwochnachmittag im Büro des Hauses, in dem ich gearbeitet habe, um ein Interview gebeten. In dem Gespräch wurden mir verschiedene Fragen gestellt. Leider wurden diese in der finalen Ausstrahlung so zusammengeschnitten, dass möglicherweise der Eindruck entstanden ist, ich sei im Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit in eine Drogenproblematik geraten.
Diese Darstellung entspricht nicht der vollständigen Wahrheit.
Daher möchte ich klarstellen: Ich bin im Alter von 15 Jahren in die Branche eingestiegen. In dieser Zeit war ich in einer persönlichen Beziehung, in der ich mit Drogen in Kontakt kam. Diese Erfahrung stand nicht im direkten Zusammenhang mit meiner Tätigkeit, sondern vielmehr mit dem damaligen privaten Umfeld. Ich wurde mit Substanzen in Kontakt gebracht, die mir ohne mein Einverständnis regelmäßig verabreicht wurden.
Seit nunmehr fünf Jahren habe ich keinerlei Berührungspunkte mehr mit Drogen oder anderen Substanzen. Diese Phase meines Lebens liegt klar in der Vergangenheit.
Mein heutiges Leben ist geprägt von Eigenverantwortung, Stabilität und einem bewussten Umgang mit meiner Umwelt. Ich habe mich mittlerweile aus dem privaten Arbeitsumfeld zurückgezogen und arbeite in einem geschützten, angemieteten Rahmen, in dem ich meiner Tätigkeit sicher und respektvoll nachgehen kann.
Was mir persönlich wichtig ist: Ich bedaure es sehr, dass in der Berichterstattung zentrale Informationen ausgelassen oder missverständlich zusammengefasst wurden, wodurch ein verzerrtes Bild meiner Person entstehen konnte.
Auch wurde in dem Beitrag erwähnt, dass ich eine Ausbildung begonnen und später abgebrochen habe. Richtig ist: Die erste Ausbildung habe ich nach einem halben Jahr beendet. eine zweite iedoch erfolgreich abgeschlossen – und das parallel zu meiner beruflichen Tätigkeit.
Was ich ebenfalls kritisch sehe, ist die öffentliche Debatte über ein generelles Sexkaufverbot in Deutschland. Diese Diskussion wird meiner Meinung nach oft ohne ausreichende Differenzierung geführt. Viel zu selten geht es dabei um den wirksamen Schutz von Frauen vor Zwangsprostitution oder Ausbeutung. Ich bin der Überzeugung, dass effektiver Schutz durch gezielte Maßnahmen gegen Gewalt, Ausbeutung und strukturelle Abhängigkeiten erfolgen muss – nicht durch pauschale Verbote, die vor allem Selbstbestimmt arbeitende Menschen treffen.
Ich selbst habe schmerzhafte Erfahrungen gemacht, als ich in einer Notlage keine ausreichende Unterstützung durch Behörden oder Hilfsstellen erhalten habe. Auch das möchte ich offen ansprechen, ohne Vorwürfe zu erheben, sondern um auf Miss-stände hinzuweisen, die verbessert werden sollten.
Ich stehe zu meinem Lebensweg und meiner beruflichen Entscheidung. Ich würde sie unter den gleichen Umständen erneut treffen. Was ich mir jedoch wünsche, ist eine differenzierte, respektvolle und faire Auseinandersetzung mit dem Thema und ein funktionierendes Hilfesystem – besonders für diejenigen, die es wirklich brauchen.
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