Mein Dorf und ich
Mein Dorf und ich
Heute möchte ich euch von meinem Dorf erzählen, in dem ich aufgewachsen bin und lebe.
Ich bin Sexarbeiterin und habe mich darauf spezialisiert, Menschen mit Behinderungen meine Dienste anzubieten. Ich arbeite auf der Straße in einem Wohnmobil. Das Stigma, dem ich ausgesetzt bin, ist sehr hoch. Ausgrenzung, Beleidigung und ähnliche Erfahrungen sind tägliche Begleiter in meinem Leben. Ich besuche nur Orte, von denen ich weiß, dass ich dort willkommen bin, wo man mir auf Augenhöhe begegnet.
Das ist sehr anstrengend und geht an die physischen Grenzen. Man muss ständig darauf achten, wem man was über seinen Beruf erzählt, obwohl dieser legal ist. Dieses Gefühl ist belastend.
Doch die positive Erfahrung, die ich in meinem Dorf gemacht habe, hat mir gezeigt, dass es auch anders geht. Ich will mich nicht verstecken. Ich möchte nicht darüber nachdenken, wie ich mich verhalte. Ich möchte mich nicht verstellen. Ich möchte einfach Nicole sein. Ich bin kein Monster.
Als ich in meinem Dorf den Karnevalsverein angesprochen habe, ob ich in diesem Jahr 2025 mitmachen und eine Büttenrede halten darf sowie im Karnevalsumzug mitgehen könne, reagierte der Verein sehr offen und positiv auf mich. Das hat mein Herz berührt und mir Mut gegeben, und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken. Es erfordert viel Mut, sich in einer solchen Situation zu öffnen, und die Unterstützung des Vereins hat mir gezeigt, wie wichtig Gemeinschaft und Akzeptanz sind.
Ich dachte mir: Was für tolle Menschen! Damit hatte ich nicht gerechnet.
Das Eis war gebrochen, und ich begann, meine Büttenrede zu schreiben, was mir unheimlich viel Freude bereitete. Ich freute mich schon auf die bevorstehende Zeit. Meine Aufregung war groß, aber in dem Moment überwogen die positiven Gedanken.
In einem öffentlichen Rahmen mich zu outen, ohne zu wissen, wie die Reaktion ausfallen würde, war für mich eine neue Erfahrung – besonders in dem Dorf, das mein Zuhause ist. Doch mein Drang nach Freiheit war größer, und so trat ich mit voller Überzeugung auf die Bühne.
Meine Aufregung war spürbar, aber ich denke, ich habe es gut gemeistert. Ich hatte ein wunderbares Gefühl. Die Menschen waren klasse – alle liebevoll und freundlich, und sie begegneten mir auf Augenhöhe.
Oh, wie stolz bin ich auf mein Dorf! Ja, so viel kann ich euch sagen: Es ist das tollste Dorf, das ich mir je vorstellen kann.
Ich bin so dankbar für die positive Reaktion und die Unterstützung, die ich erfahren durfte. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass Authentizität und Offenheit von Wert sind und dass ich hier wirklich an einem Ort bin, an dem ich akzeptiert werde.
Auch beim Umzug war ich mittendrin und fühlte mich wie ein Teil von etwas Größerem. Die Freude und das Lachen, die Gemeinschaft, das alles hat mein Herz berührt.
Ich möchte mich heute für so viel bedanken. Ihr wisst gar nicht, wie stark und stolz ich auf euch alle bin.
Und ja, ich kann es kaum erwarten, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein! Die Vorfreude auf das, was kommen wird, erfüllt mich mit Begeisterung.
Nun weiß ich, dass ich hier wirklich zu Hause bin.
Danke
eure Nicole

CjYKMlNuYXBjaGF0LzEzLjMwLjAuNTAgKGlQaG9uZTE2LDI7IGlPUyAxOC4zLjE7IGd6aXApIAI=
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!